Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters

Prof. Dr. Aleksandra Kaurin erhält eine Förderung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft für den Aufbau eines wissenschaftlichen Netzwerks zum Thema „Suizidalität im Kindes- und Jugendalter“!

17.01.2023|08:00 Uhr

Mit einem Team aus Expert:innen der Ruhr-Universität Bochum, Universität Freiburg, Humboldt-Universität zu Berlin, Universität Leipzig, Fernuni Hagen und Universität Koblenz-Landau geht Prof. Dr. Kaurin der Frage nach, warum manche Kinder und Jugendluchen suizidale Gedanken und Absichten entwickeln und wie Ihnen durch psychotherapeutische Angebote nachhaltig geholfen werden kann.

Jedes Jahr sterben weltweit mehr als 700.000 Menschen durch einen Suizid. Im Jahr 2020 sind in Deutschland 9.206 Suizide registriert worden. Insbesondere Suizide von Kindern und Jugendlichen haben langanhaltende negative Auswirkungen auf Angehörige, Schulen und klinisches Fachpersonal. Bei Jugendlichen zwischen zehn und 24 Jahren zählen Suizide zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Im Gegensatz zu anderen führenden Todesursachen bei Kindern und Jugendlichen, könnten Suizide verhindert werden, wenn rechtzeitig präventive Maßnahmen ergriffen werden. Um das Suizidrisiko bei Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu senken, ist eine reliable und valide Diagnostik eine notwendige Voraussetzung. Derzeit ist das Wissen darum jedoch begrenzt. Dies ist höchstwahrscheinlich damit zu begründen, dass frühere Studien Suizidalität und die damit verbundenen Risikofaktoren in erster Linie als distale oder statische Phänomene erfasst haben. Suizidgedanken, suizidales Verhalten und damit verbundene Risikofaktoren sind jedoch durch eine ausgeprägte transsituative Inkonsistenz charakterisiert. Aus diesem Umstand ergibt sich eine Inkongruenz zwischen den bisher verwendeten Methoden zur Untersuchung und Erfassung der Suizidalität, ihrer tatsächlichen zeitlichen Auflösung, sowie der multideterminierten, vermutlich idiosynkratischen Natur relevanter Risikofaktoren. Erschwerend kommt hinzu, dass die Erhebung von Informationen über das Suizidrisiko (insbesondere in Echtzeit) erhebliche ethische, methodische sowie Sicherheitsbedenken aufwirft. Dadurch ist das Feld von der anhaltenden Sorge beherrscht, dass die Befragung von Jugendlichen zu Suizidgedanken und -handlungen schädlich sein könnte (d. h. iatrogene Effekte haben könnte). Bevor die Forschung zu Suizidalität im Kindes- und Jugendalter und damit verbundenen therapeutischen Implikationen Fortschritte machen kann, müssen diese empirischen Lücken nachhaltig geschlossen werden.

Das mittelfristige Ziel des Netzwerks besteht darin, sich mit methodischen, konzeptionellen und klinisch-praktischen Fragen der Suizidforschung im Kindes- und Jugendalter zu befassen. Es sollen Methoden zur Verbesserung diagnostischer Ansätze erarbeitet und angewendet werden. Insbesondere sollen entwicklungssensible, intensive Längsschnittdatenerhebungen (im Rahmen ambulanter Erhebungen), ihr klinischer Nutzen sowie potenzielle Risiken (z.B. iatrogene Effekte) und ethische Fragen diskutiert werden, die für die Durchführung von Forschungsarbeiten in diesem Bereich von großer Bedeutung sind. Diese Schritte dienen dem langfristigen Ziel, eine multizentrische, randomisierte, kontrollierte Interventionsstudie vorzubereiten.

zuletzt bearbeitet am: 12.10.2023

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