Psychotherapie im Sozio-Ökologischen Kontext
Sowohl Patient*innen als auch Psychotherapeut*innen sind Teil der Gesellschaft und von globalen Krisen und deren gesellschaftlichen Auswirkungen betroffen. Insbesondere junge Menschen berichten zunehmende Sorgen bzgl. sozio-ökologischer Krisen1, 2, 3, 4 und es entstehen vielfältige Protestbewegungen, die verschiedene gesellschaftliche Missstände aufzeigen (z.B. Rassismus, u.a. repräsentiert über #blacklivesmatter). Über alle Altersgruppen hinweg können Patient*innen selbst somit zum einen ganz unterschiedliche individuelle Bedürfnisse und Probleme berichten und zum anderen auch gesellschaftsrelevante Themen wie bspw. der Umgang mit sozio-ökologischen Krisen oder auch eigene Ausgrenzungserfahrungen aktiv in die Psychotherapie einbringen. Die Rolle der Psychotherapie im sozio-ökologischen Kontext wurde insbesondere im US-amerikanischen Raum in den letzten Jahren vermehrt diskutiert und damit auch eine Reflexion der eigenen Privilegien seitens der Psychotherapeut*innen angeregt.5
Für den deutschsprachigen Raum ist bislang wenig darüber bekannt, wie diese gesellschaftlichen Kontextfaktoren – Umgang mit sozio-ökologischen Krisen und Ausgrenzungserfahrungen der Patient*innen, Fragen der Diversität und eigener Privilegien – in der Aus- und Weiterbildung sowie in der klinischen Praxis von Psychotherapeut*innen Berücksichtigung finden.
Die Studie verfolgt daher das Ziel einer deskriptiven Bestandaufnahme für den deutschsprachigen Raum hinsichtlich der oben skizzierten Themenbereiche. Es sollen zwei zentrale Fragen beantwortet werden:
- Wie präsent sind sozio-ökologische Krisen, Ausgrenzungserfahrungen der Patient*innen sowie gesellschaftliche Diskurse im therapeutischen Gespräch?
- Wie kann die (Zukunft der) Psychotherapie im deutschsprachigen Raum hinsichtlich Fragen der Diversität und Privilegien beschreiben werden?
Die Studie findet unter Kooperation der Universitäten Wuppertal (Prof. Dr. Aleksandra Kaurin), Kiel (Prof. Dr. Claudia Calvano) und Jena (Prof. Dr. Julia Asbrand) statt.
Referenzen
- Evensen, D., Whitmarsh, L., Bartie, P., Devine-Wright, P., Dickie, J., Varley, A., ... & Mayer, A. (2021). Effect of “finite pool of worry” and COVID-19 on UK climate change perceptions. Proceedings of the National Academy of Sciences, 118(3), e2018936118.
- Hickman, C., Marks, E., Pihkala, P., Clayton, S., Lewandowski, R. E., Mayall, E. E., ... & van Susteren, L. (2021). Climate anxiety in children and young people and their beliefs about government responses to climate change: a global survey. The Lancet Planetary Health, 5(12), e863-e873.
- Sanson, A. V., Van Hoorn, J., & Burke, S. E. (2019). Responding to the impacts of the climate crisis on children and youth. Child Development Perspectives, 13(4), 201-207.
- Timmons, S., Andersson, Y., & Lunn, P. D. (2022). Framing climate change as a generational issue: Experimental effects on youth worry, motivation and belief in collective action. PsyArXiv. doi.org./10.31234/osf.io/4kjmp
- Washburn, J. J., Teachman, B. A., Gaudiano, B. A., Penberthy, J. K., Peris, T. S., Davison, G. C., & Hollon, S. D. (2022). The Central Role of Lifelong Learning and Humility in Clinical Psychology. Clinical Psychological Science, 21677026221101063
zuletzt bearbeitet am: 30.09.2024