Trans* Youth Protecting Themselves – eine communitybasierte Untersuchung zu Coping-Strategien von trans* und nicht-binären Jugendlichen und jungen Erwachsenen
Projektzeitraum: August bis Dezember 2024
Projektverantwortliche Person: Sam Rheindorf
Trans* und nicht-binäre Jugendliche und junge Erwachsene sind in ihrer Entwicklung vor spezifische Herausforderungen gestellt, die sich von denen ihrer cis Peers unterscheiden. Dazu gehören innere und äußere Coming-Out-Prozesse sowie (je nach individuellem trans* Weg) rechtliche, soziale und medizinische Transitionsprozesse (Krell & Oldemeier, 2015). Darüber hinaus sind trans* und nicht-binäre Menschen auch innerhalb des queeren Spektrums in besonderem Maße von alltäglichen und wiederkehrenden Diskriminierungserfahrungen betroffen (Heiligers et al., 2023). Diese gesellschaftlich bedingten Umstände führen zu einer höheren Prävalenz an psychischen Belastungssymptomen wie z.B. Depressionen, Angststörungen sowie Suizidgedanken und –handlungen im Vergleich zu cis Jugendlichen und jungen Erwachsenen (Kaproswki et al., 2021; The Trevor Project, 2022). Es besteht demnach ein dringender Bedarf nach kompetenter und affirmativer Unterstützung für junge trans* und nicht-binäre Personen.
Psychotherapeutische Fachkräfte stellen eine der Unterstützungsstrukturen dar, die trans* und nicht-binäre Jugendliche und junge Erwachsene in Deutschland in Anspruch nehmen können (bzw. bei medizinischen Transitionsvorhaben müssen). Es bestehen jedoch erhebliche Versorgungs- und Wissenslücken sowie ein deutlicher Bedarf nach einer stärkeren Sensibilisierung von Psychotherapeut*innen für die spezifischen Bedürfnisse und Lebensrealitäten dieser Zielgruppe (Heiligers et al., 2023; Pöge et al., 2020). Neben den Risikofaktoren und Herausforderungen müssen auch protektive Faktoren, Resilienz und die Ressourcen queerer Communities berücksichtigt werden (Oldemeier & Timmermanns, 2023). Das Projekt "Trans* Youth Protecting Themselves" setzt hier an und fokussiert Coping-Strategien, die junge trans* und nicht-binäre Menschen im Umgang mit trans*spezifischem Minderheitenstress entwickeln.
Coping bezeichnet spezifische kognitive und verhaltensbezogene Strategien, die Personen anwenden, um mit Belastungen und Traumata umzugehen. Forschung zur Resilienz in trans* und nicht-binären Communities deutet darauf hin, dass Coping eine zentrale Rolle in der Resilienzentwicklung spielt. Trans* und nicht-binäre Personen nutzen dabei neben allgemeinen auch spezifische Coping-Strategien, um trans*spezifischen Minderheitenstress zu bewältigen (Johns et al., 2021; Lindley & Budge, 2022; Sherman et al., 2022). Im deutschsprachigen Raum fehlt bisher Forschung zu trans*spezifischem Coping als Resilienzfaktor. Das geplante Projekt zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen, Psychotherapeut*innen für die vielseitigen Lebensrealitäten junger trans* und nicht-binärer Menschen zu sensibilisieren und die Sichtbarkeit communityeigener Ressourcen zu erhöhen. Hierzu wird eine anonyme Online-Umfrage eingesetzt. Teilnehmen können alle zwischen 16 und 27 Jahren, die sich im trans* und/oder nicht-binären Spektrum verorten. Weitere Informationen sind auf dem Flyer zu finden. Der Link zur Studie ist: https://studentische-umfrage.uni-wuppertal.de/index.php/697629?lang=de
Die Studie findet im Rahmen der Masterarbeit von Sam Rheindorf am Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters der Bergischen Universität Wuppertal statt. Betreut wird die Arbeit von Prof. Dr. Aleksandra Kaurin (Bergische Universität Wuppertal) und Jun.-Prof. Dr. phil. Jan Schürmann-Vengels (Universität Witten/Herdecke).
Literaturverzeichnis
Heiligers, N., Frohn, D., Timmermanns, S., Merz, S. & Moschner, T. (2023). "How are you?" Die Lebenssituation von LSBTQIA* Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bayern.
Johns, M. M., Zamantakis, A., Andrzejewski, J., Boyce, L., Rasberry, C. N. & Jayne, P. E. (2021). Minority Stress, Coping, and Transgender Youth in Schools - Results from the Resilience and Transgender Youth Study. Journal of School Health, 91, 883–893. 10.1111/josh.13086
Kaproswki, D., Fischer, M., Chen, X., Vries, L. de, Kroh, M., Kühne, S., Richter, D. & Zindel, Z. (2021). Geringere Chancen auf ein gesundes Leben für LGBTQI*-Menschen (DIW Wochenbericht Nr. 6). doi.org/10.18723/diw_wb:2021-6-1
Krell, C. & Oldemeier, K. (2015). Coming-Out - und dann…?! Ein DJI-Forschungsprojekt zur Lebenssituation von lesbischen, schwulen, bisexuellen und trans* Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Deutsches Jugendinstitut e.V. (DJI). www.dji.de/fileadmin/user_upload/bibs2015/DJI_Broschuere_ComingOut.pdf
Lindley, L. & Budge, S. L. (2022). Development and Validation of the Trans and Nonbinary Coping Measure (TNCM): A Measure of Trans and Nonbinary Specific Ways of Coping With Gender-Related Stress. Psychology of Sexual Orientation and Gender Diversity. dx.doi.org/10.1037/sgd0000618
Oldemeier, K. & Timmermanns, S. (2023). Systematisierung ressourcenorientierter Perspektiven auf die Lebenswelten queerer Menschen. In M. Mittertrainer, K. Oldemeier & B. Thiessen (Hrsg.), Diversität und Diskriminierung: Analysen und Konzepte (S. 181–197). Springer VS. doi.org/10.1007/978-3-658-40316-4_11
Pöge, K., Dennert, G., Koppe, U., Güldenring, A., Matthigack, E. B. & Rommel, A. (2020). Die gesundheitliche Lage von lesbischen, schwulen, bisexuellen sowie trans- und intergeschlechtlichen Menschen. Journal of Health Monitoring, 5(S1), 1–30. dx.doi.org/10.25646/6448
Sherman, A. D. F., Balthazar, M., Klepper, M., Febres-Cordero, S., Valmeekanathan, A., Prakash, D., Cimono, A. N., Wharton, W., Allure, K. & Kelly, U. (2022). Approach and Avoidant Coping Among Black Transgender Women Who Have Experienced Violence: A Qualitative Analysis. Psychological Services, 19(S1), 45–61. doi.org/10.1037/ser0000581
The Trevor Project. (2022). 2022 National Survey on LGBTQ Youth Mental Health. www.thetrevorproject.org/survey-2022/assets/static/trevor01_2022survey_final.pdf
zuletzt bearbeitet am: 06.10.2024