Soziale Kommunikation, Verbundenheit und suizidale Gedanken und Verhaltensweisen bei heranwachsenden Mädchen

PI: Kiera James, Universität von Pittsburgh
Koordination: Amber Pereira, Universität von Pittsburgh
Kooperationspartner: Jennifer Silk, Cecile Ladouceur, & Jihui Diaz (alle Universität Pittsburgh) und Aleksandra Kaurin
Projektlaufzeit: 09/2024-08/2026
Förderung: American Foundation for Suicide Prevention
Vorarbeiten
James, K., Kaurin, A., Lint, A., Wert, S., McKone, K. M., Hutchinson, E. A., … Silk, J. S. (accepted). Girls with Suicidal Ideation Experienced Less Parental Reciprocity of Eye-Contact and Positive Facial Affect during Conflictual Interactions: A Pilot Study. Development and Psychppathology. osf.io/preprints/psyarxiv/9w3kd
Kaurin, A., S. L. Sequeira, S., Ladouceur, C.D., McKone, K.M.P., Rosen, D., Jones, N., Wright, A.G.C., & Jennifer S. Silk. (in press). Modeling Sensitivity to Social Threat in Adolescent Girls: A Psychoneurometric Approach. Journal of Psychopathology and Clinical Science, 131(6), 641–652. Preprint: https://psyarxiv.com/489k3/
Krakau, L., Silk, J. S., Do, Q., James, K., Wright, A. G., Ladouceur, C. D., & Kaurin, A. (accepted). Prospective Effects of Caregiver-Child Interaction on Changes in Developmental Personality Pathology During Adolescence. Development & Psychopathology.
Preprint: https://doi.org/10.31234/osf.io/cbvwp
Der besorgniserregende Anstieg von Suizidgedanken und -verhaltensweisen in den Vereinigten Staaten in den letzten zwei Jahrzehnten, insbesondere bei jugendlichen Mädchen, unterstreicht die dringende Notwendigkeit, frühzeitig Faktoren zu identifizieren, die das Risiko erhöhen oder verringern können (CDC, 2024). Im Jahr 2023 haben 27 % der Mädchen im Highschool-Alter in den USA ernsthaft über Suizid nachgedacht, und 13 % haben einen Suizidversuch unternommen – deutlich mehr als bei Jungen (14 % bzw. 6 %; CDC, 2024). Trotz intensiver Forschung bleibt die Entwicklung wirksamer Präventionsmaßnahmen (Zalsman et al., 2016) eine große Herausforderung.
Sowohl theoretische als auch empirische Hinweise deuten darauf hin, dass soziale Faktoren und Prozesse eine entscheidende Rolle für das Suizidrisiko bei Jugendlichen spielen können (Campos et al., 2013; Giletta et al., 2015; Liu & Miller, 2014; Mitchell et al., 2018; Oppenheimer et al., 2018; Van Orden et al., 2010). Zudem weisen frühere Studien darauf hin, dass soziale Kommunikation – also mimische und nicht-mimische Signale, die während sozialer Interaktionen ausgetauscht werden – eng mit diesen sozialen Faktoren in Verbindung steht, die wiederum mit suizidalen Gedanken und Verhaltensweisen assoziiert sind (z. B. soziale Verbundenheit). Allerdings gibt es bislang nur sehr wenige Studien, die die zugrunde liegenden neurobehavioralen Prozesse der sozialen Kommunikation im Detail untersuchen. Diese Forschung könnte besonders in der Übergangsphase von der Kindheit zur Adoleszenz von Bedeutung sein, da Peer-Beziehungen eine zunehmend zentrale Rolle spielen (Steinberg & Morris, 2001) und sowohl die Häufigkeit zwischenmenschlicher Belastungen als auch die emotionale Reaktivität darauf steigt – insbesondere bei Mädchen (Ge et al., 1994; Rose & Rudolph, 2006; Rudolph, 2014; Rudolph & Hammen, 1999).
Ziel dieses Projekts ist es, Muster der sozialen Kommunikation, also Blickverhalten und Gesichtsausdruck, während der Interaktionen zwischen Eltern und Jugendlichen zu untersuchen und festzustellen, inwieweit Veränderungen in diesen neurobehavioralen Prozessen zur späteren alltäglichen sozialen Verbundenheit und zu suizidalen Gedanken und Verhaltensweisen bei Mädchen beitragen.
Die Teilnehmer sind Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren, die bei der Geburt als weiblich identifiziert wurden, sowie ihre Eltern. Sie werden aus einer Längsschnittsstudie rekrutiert, welches ein diagnostisches Interview zu Beginn der Studie, ein ambulatorisches Assessment der alltäglichen sozialen Verbundenheit sowie eine längsschnittliche Erfassung suizidaler Gedanken und Verhaltensweisen umfasst. Zusätzlich absolvieren die Teilnehmer*innen zu Beginn der Studie eine laborbasierte Eltern-Kind-Interaktionsaufgabe, die eine multimodale Erfassung des Blickverhaltens und der Gesichtsausdrücke beinhaltet. Die endgültige Stichprobe wird 177 Dyaden umfassen, von denen 75 % aufgrund von selbstverletzenden Gedanken und Verhaltensweisen im vergangenen Jahr ein hohes Suizidrisiko aufweisen. Diese differenzierte, integrative Forschung ist entscheidend, um Risikomechanismen, etwa Barrieren für soziale Bindungen, zu identifizieren, die gezielt in Präventions- und Interventionsmaßnahmen adressiert werden können, um suizidale Gedanken und Verhaltensweisen während besonders gefährdeter Entwicklungsphasen zu reduzieren. Zudem soll die Forschung dazu beitragen, Strategien zu entwickeln, um positive soziale Bindungsprozesse zu stärken und langfristig aufrechtzuerhalten, um das Risiko für suizidale Gedanken und Verhaltensweisen in der Jugend und darüber hinaus zu verringern.
zuletzt bearbeitet am: 06.03.2025