Forschung am Lehrstuhl
Der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters untersucht zwischenmenschliche, emotionale und kognitive Grundlagen psychischer Störungen von der mittleren Kindheit bis zur Adoleszenz. Wir nutzen eine Reihe methodischer Ansätze, um besser zu verstehen, wie sich Störungen im Kontext sensibler Entwicklungsphasen entwickeln und wie wir ihrem Auftreten entgegenwirken können. Auf diese Weise wollen wir Kindern, Jugendlichen und ihren Familien dabei helfen, ihre (gegenseitigen) Beziehungen zu stärken und dadurch ihr Wohlbefinden und ihre Widerstandsfähigkeit langfristig zu verbessern.
Unsere empirische und klinische Arbeit fällt unter den Bereich „soziale Prozesse“ der NIMH Research Domain Criteria (RDoC) Initiative, da wir uns hauptsächlich auf Konstrukte interpersoneller Regulation konzentrieren, einschließlich der Wahrnehmung, Interpretation sowie der Reaktivität auf die Handlungen anderer (z. B. Sensibilität für soziale Bedrohung und Zurückweisung, Borderline-Persönlichkeitsmerkmale). Wir versuchen aus einer multidisziplinären und multimethodalen Perspektive zu verstehen, wie normative Entwicklungsprozesse bei Kindern, Jugendlichen oder Familiensystemen, die sich selbstschädigend verhalten (v.a. nichtsuizidales selbstverletzendes Verhalten, suizidale Gedanken und Absichten) oder häufig in zwischenmenschliche Konflikte geraten, aus dem Gleichgweicht kommen können. Dabei folgen unsere Arbeiten einem translationalen Ansatz, bei dem wir unsere Studien so konzipieren, dass die Untersuchung grundlegender Prozesse direkt in klinische Fragestellungen einfließen kann. Aus diesem Grund verstehen wir Psychopathologie bei Kindern und Jugendlichen als kontextualisierten Prozess, der in seiner dynamischen Entfaltung über verschiedene Zeiträume hinweg erfasst werden muss. Ein Großteil unserer Arbeit umfasst daher (intensive) Längsschnittdaten von Kindern und Jugendlichen und ihrer wichtigen Bezugspersonen über Zeitintervalle, die von Momentaufnahmen im Alltag bis hin zu jahrzehntelangen Entwicklungstrajektorien reichen. Unser Ziel ist es, die Möglichkeiten innovativer Technologien (z. B. Ambulantes Assessment, Smartphone-Sensorik, ambulante Psychophysiologie) zu nutzen, um Selbstverletzungen und Muster der Dysregulation in der realen Welt der Kinder und Jugendlichen und in Echtzeit besser zu identifizieren und zu erkennen.
Open Science Statement
Wir halten uns an die Standards offener Wissenschaftspraxis, soweit dies praktisch möglich ist (siehe Kirtley, Janssens, & Kaurin, 2022). Das heißt, (a) Hypothesen werden entweder präregistriert oder Studien/Analysen explizit als explorativ gekennzeichnet, (b) Daten, Materialien und Analyseskripte werden zum Zeitpunkt der Publikation öffentlich zugänglich gemacht, (c) alle erfassten Variablen werden berichtet; auch gescheiterte Studien eines Projekts werden dokumentiert und berichtet, und (d) Studien werden in der Regel so geplant, dass sie einen Stichprobenumfang haben, der es erlaubt, eine ausreichende statistische Power zu erreichen; die Power wird (wenn möglich) a-priori durch Power-Analysen bestimmt.
Ausnahmen sind z. B. möglich, wenn es Einschränkungen aufgrund gesetzlicher oder vertraglicher Verpflichtungen gibt (z. B. in Bezug auf die gemeinsame Nutzung von Daten oder Material in klinischen Kontexten) oder wenn zur Analyse aktueller gesellschaftlicher Entwicklungen (z. B. COVID-19-Pandemie) rasche Abläufe erforderlich sind.
Die Anwendung der Open Science Grundsätze wird durch Links zu Daten und Materialien auf den Webseiten der einzelnen Mitarbeiter:innen dokumentiert.
zuletzt bearbeitet am: 26.09.2024